MARINETTI'S ZWÖLF ANGEBOTE –
Anthologisches disharmonisch-perspektivisches Manifest im elastisch ideellen Kontrapunkt für eine Menschheit der Zukunft als Geistesriesin
(“Endekalogo marinettiano“ von Antonio Saccoccio auf den Seiten 95 bis 97 des Buches “A che serve il denaro“, Edizioni ‘AVANGUARDIA 21‘, Rom 2013 – www.avanguardia21.it)
1. Die Menschheit bewegt sich auf den ANARCHISTISCHEN INDIVIDUALISMUS zu.
– Diametral entgegengesetzte extreme Alternative zum heutzutage vorherrschenden
“Massen-Individualismus“.
2. Wir sind ABBRUCHUNTERNEHMER DES NEUAUFBAUES.
Wir räumen die Trümmer beiseite, um immer weiter VORWÄRTS schreiten zu können.
– Wir sind alle unterdrückt-komprimiert, zerquetscht, erstickt: Um wieder Luft zu schaffen, herrscht nun die Notwendigkeit vor, konsequent das Existierende in seinen Strukturen zu demolieren. Jeglicher Reformversuch ist vergeblich und läuft ins Leere. Wir sind Barbaren höchsten Grades: Wir zerstören, um zu REGENERIEREN und bereiten die WELT VON MORGEN vor.
3. Man muss den WILLEN ZUM REICHTUM und die Besessenheit zur schnöden Bereicherung brechen.
– Man muss die “Diener des Mammons“ der Lächerlichkeit preisgeben.
4. Wir wollen gegen jede Art von opportunistischer Feigheit und gemeinem “Nützlichkeitsdenken“ eines
kriecherischen Utilitarismus kämpfen.
– OPPORTUNISMUS IST GIFT FÜR DAS ABENDLAND! Er lähmt die ursprüngliche Befähigung, sich ein eigenes Leben aus eigener Kraft aufzubauen; der Opportunist kennt weder große Leidenschaften noch idealistische Anstöße. Demgegenüber bedient er sich der zwischenmenschlichen Beziehungen zum eigenen Vorteil. Der Utilitarismus hingegen ist der geistige Bruder des Opportunismus, während die Feigheit die gemeinsame Mutter beider ist.
5. LEBENDIG SCHAFFEN! Manchmal sich selbst widersprechend Behauptungen aufstellen, Aufschwung nehmen, sich um etwas schlagen und duellieren, Widerstand leisten, den Gegenangriff aufnehmen! NIEMALS ZURÜCKWEICHEN! MARSCHIEREN – NICHT KREPIEREN!!!
– Dreiste und verwegene Behauptung der EIGENEN EINZIGARTIGKEIT, des eigenen Mutes und des
eigenen Ideales.
6. Die Erde ist durch die Geschwindigkeit klein geworden. Neues Weltgefühl. Die Menschen haben nacheinander den Sinn für das Haus, für das Stadtviertel, in dem sie wohnen, für die Stadt, für die Region, für die geographische Zone, für das Land, für den Kontinent entwickelt. Heute besitzen sie den Sinn für die gesamte Welt; sie haben nur noch ein mittelmäßiges Wissen dessen, was ihre Ahnen trieben, besitzen jedoch eine enorme Ausdauer darin, das zu erfahren, was ihre Zeitgenossen in jedem Winkel des Erdballs in Realzeit – in “real time“ – alles so anstellen. Für das Individuum bedeutet dies in der Konsequenz die Notwendigkeit, mit allen Völkern der Erde zu kommunizieren. Das Individuum hat damit das konsequente Bedürfnis, sich als Zentrum der Welt, Richter und Motor des unendlichen Erforschten und Unerforschten zu fühlen. Unermessliche Vergrößerung der menschlichen Sinnesorgane durch digitale Hilfsmittel und die dringende Notwendigkeit, in jedem Augenblick unsere Beziehungen mit der ganzen Menschheit neu auszurichten.
– Unermessliche Vergrößerung der menschlichen Sensibilität dank der TECHNOLOGISCH-WISSENSCHAFTLICHEN REVOLUTIONEN: Kosmopolitismus und “Nomadentum der Entdeckungen“ (in diametralem Gegensatz zum bedrohlichen Szenario einer etwaigen “Gleichschaltung“)!
7. Ich lehre Euch, den Tod zu verachten und Euch vom Reiz der Gefahr antreiben zu lassen, das Leben – wie Ihr dies bereits tut – für eine Idee, für einen Blick, für ein Schauspiel zu riskieren!
– Die schönen Ideen, für die man stirbt: Dies dürfte heutzutage einen extrem eingeschränkten Zustand umschreiben, da zur Zeit eine äußerste Knappheit an zirkulierenden genialen Ideen herrscht.
8. Einem Mommsen und einem Benedetto Croce stellen wir den italienischen Straßenjungen gegenüber.
– Einem Hobsbawm und einem Umberto Eco stellen wir die Trolls des globalen Netzes gegenüber: WIR MOBILISIEREN DAS INTERNET!
9. Man muss allen Menschen den WILLEN ZUM DENKEN, KREIEREN, AUFWECKEN, ERNEUERN geben – und gleichzeitig in allen Menschen den Willen zur Unterwerfung, zum Konservieren und zum Plagiieren brechen.
– Glänzende Utopie für die künftige Befreiung der menschlichen Spezies von der Papageienkrankheit des pedantischen Professorentums, der Büffelei und Unterwürfigkeit. In der Zwischenzeit retten wir die wenigen Menschen, die noch DENKEN, SCHÖPFERISCH UND ERNEUERND TÄTIG sind, vor der feigen Diktatur der Mehrheit. Es werden jene Wenigen sein, die die UTOPIE vorzubereiten haben!
10. Die Witterung – ganz allein die WITTERUNG – reicht den wilden Tieren vollends aus!
– Die Kostenabrechnung – nichts anderes als die KOSTENABRECHNUNG – bleibt am Ende für die dumpfen Underdogs übrig.
11. Es gibt keine größere Schönheit als diejenige, die im Kampf verborgen ist.
– Nichts ist schön, wenn es nicht vom Sportsgeist des Wettkampfes angetrieben wird. In anderen – kommenden – Zeitaltern wird der ständige Kampf vielleicht überflüssig sein können; aber für uns Heutige, die wir von uns erstickenden und todbringenden Institutionen tagaus-tagein gegängelt werden, bleibt die Fähigkeit zu kämpfen die einzige unaufschiebbare Möglichkeit, um auf eine anders geartete Zukunft hoffen zu können.
12. Man muss jeden Tag auf den ALTAR DER KUNST spucken!
– Die KUNST AN SICH ist ein einziger BETRUG (siehe auch DADA und die SITUATIONISTISCHE INTERNATIONALE)!
(deutsche Übersetzung aus dem Italienischen: Klaus-Peter Schneegass; Samstag, den 14-12-2013 )
Nessun commento:
Posta un commento